Darf ich bitten?
Es war in den späten 1970er Jahren. Zwar hatte ich damals schon einen Führerschein, trotzdem war ich mit meinem alten Taunus noch nicht weit über die Grenzen des Bachler- und Labertals hinausgekommen.
Eines Tages bekam meine
Schwester eine Einladung einer Schulfreundin zu ihrer Hochzeit. Sie sollte
am Abend zum Hochzeitskränzchen kommen.
Die Hochzeit war im
Bayerischen Wald, eine für mich damals noch fremde Gegend. Mit Hilfe eines
alten Shell Reiseatlas sind wir dann in das unbekannte Land auf der
Nordseite der Donau aufgebrochen. Auch zwei Schulfreundinnen der Braut aus
Hofkirchen haben wir auf dem Rücksitz mitgenommen. Von den zwei
Dorfschönheiten wäre sonst keine mit mir schüchternem Burschen ausgegangen.
Als kostenloses Taxi war ich ihnen scheinbar gut genug.
Schließlich haben wir
das Wirtshaus mit der Hochzeitsgesellschaft gefunden.
Das Essen war gut.
Einige Hochzeitsbräuche waren uns allerdings neu. An der Sprache mit den
Diphthongen hörte man, dass wir bereits auf dem Gebiet der südlichen
Oberpfalz waren. Ein paar Tische weiter saßen die Dorfburschen beim Bier.
Sie schauten immer auf unseren Tisch herüber und musterten die Gäste aus dem
Süden des Gäubodens. Schließlich begann die Tanzmusik zu spielen.
Zwei von ihnen,
wahrscheinlich Brüder, sprangen sofort auf und steuerten breitbeinig und
stampfend zielsicher auf unseren Tisch zu. Der größere von den beiden stieß
den anderen mit dem Ellenbogen in die Seite und zeigte mit ausgestrecktem
Arm mit dem Finger nacheinander auf unsere Mitfahrerinnen am Tisch und sagte
im Befehlston zu ihm: „I de - du die sell!“
Zu meiner und unser
aller Überraschung standen beide gleich auf und folgten ohne weitere Worte
der Aufforderung zum Tanz. Man muss also nicht unbedingt charmant sein. Mit
einer klaren Ansage kommt man scheinbar auch schnell zum Ziel.