Unser
damaliger Pfarrer Johann Kordick hatte einen Sprachfehler. Man verstand
eigentlich nie, was er sagte. Er hätte genausogut in einer fremden Sprache
reden können. Nur aufgrund der Handbewegungen bei den Akklamationen und den
Klingelzeichen der Ministranten konnte man dem Gottesdienst einigermaßen
folgen. Die Meßfeiern wurden noch in lateinischer Sprache und am Hochaltar
vom Volk abgewandt zelibriert.
Bei den Nachmittagsandachten wurden zwischen den einzelnen Gebetsblöcken
Lieder aus dem alten Gebetbuch "Lob Gottes" gesungen.
Damit der Organist und die Kirchenbesucher wussten, was
zu singen war, wurden die Liednummern auf einer schwarzen Holztafel mit
Führungsschienen in Form von kleinen, weißen Brettchen mit schwarzen Ziffern
aufgesteckt. Die Tafel lehnte dann am rechten Seitenaltar an einem
Kerzenleuchter.
Der Ministrant Robert war für die Nummern zuständig,
die der Pfarrer ohne hinzuschauen diktierte, während ihm der Mesner den
Chorrock anziehen half. Wie bereits erwähnt verstand
man ihn nur sehr schlecht bis überhaupt nicht. Der Pfarrer nuschelte 101.
Der Robert verstand aber Nummer 1 und steckte das Schild in die oberste
Reihe. Ich weiß nicht mehr genau wie das Lied mit der Nummer 101 hieß. Ich
glaube "Komm Schöpfer Geist, kehr bei uns ein".
Die Nummer 1, das weiß
ich noch gewiss war das Lied "Das alte Jahr verflossen ist", ein Lied für
den Jahresschluss an Silvester.
Der Organist, unser
beliebter Hauptlehrer Ebner, mag sich vielleicht etwas gewundert haben aber
nach dem Pilatuswort: "quod scripsi scripsi", "was geschrieben steht, steht
geschrieben", intonierte er das Lied auf der Orgel und das Volk sang kräftig
mit.