Das Gartenfeuer

 

Bis 1970 war Asbach in der heutigen Gemeinde Laberweinting eine selbständige Gemeinde. Ein beschauliches Dorf mit einer Kirche, einem Wirtshaus und einem Kramerladen. Noch ein paar Jahre vorher spielte sich im Spätherbst folgende Geschichte ab.

 

Die Franziska rechte im Garten das Laub zusammen. Auch zahlreiche Äste, die die Herbststürme von den Bäumen gerissen hatten und anderes brennbares Kleinzeug lagen noch herum, die für den Küchenherd nicht geeignet waren. Schließlich zündete sie den Haufen an und achtete darauf, dass sich das Feuer nicht weiter ausbreitete. Sie war eine erfahrene Frau und kannte sich damit aus, da sie das schon oft gemacht hatte. Etwas Rauch von dem teilweise feuchten Laub zog auch über die Straße auf die Nachbargrundstücke.

 

Der Nachbar Heinz ging gerade zur Garage um wegzufahren. Heinz war Wahl-Asbacher. Nach dem Krieg ist er dort aufgetaucht. Er hat sich nach seiner Heirat gut etabliert und war ein geschätztes Mitglied der Gemeinde. Er versuchte bayerisch zu sprechen. Doch in seinem Tonfall klang ein anderer, außerbayerischer Dialekt durch, den der Niederbayer als Preiß bezeichnet. Bei ihm musste auch alles korrekt "preußisch" in Ordnung sein.

Er sah dieses Feuer im Nachbargarten als klaren Verstoß gegen alle möglichen Paragraphen. Obwohl er es schon eilig hatte ging er noch einmal zurück ins Haus und verständigte die Polizeidienststelle in Mallersdorf. Er nannte die genaue Hausnummer, wo dieser Frefel stattfand. Er hatte nicht mehr Zeit, seine Familie über seinen Anruf zu informieren und fuhr weg.

 

Seine Frau Ottilie bemerkte ebenfalls das Feuer im Nachbaranwesen und fand das für eine nachahmenswerte Aktion. Im Garten lag noch viel Unrat herum. Um die Zweige vom Obstbaumschnitt vom Frühjahr und ein paar alte Zaunlatten sollte sich Heinz schon lange kümmern aber er hatte nie Zeit. Kurzentschlossen trug auch sie einen Laub- und Reisighaufen zusammen und entzündete ihn.

 

Zwischenzeitlich hatten sich auch zwei Polizeibeamte mit ihrem grün-weißen VW Käfer mit Blaulicht auf den Weg über die damalige Kiesstraße nach Hofkirchen und weiter nach Asbach gemacht. Sie hatten es nicht besonders eilig, es wurde ja kein Verbrechen gemeldet. Von sich aus hätte die Polizei sowieso nichts unternommen. Es war zu der Zeit durchaus üblich Gartenabfälle zu verbrennen, es gab ja noch keine Wertstoffhöfe. Da aber bei der Dienststelle ein Anruf eingegangen war, mussten sie der Sache nachgehen. Schon von Leitersdorf aus sahen sie die Rauchsäule und sie brauchten keine Hausnummer, um den Brand zu finden. Das war aber jetzt ein anderes Feuer. Das Feuer von Franziska war längst abgebrannt und die Asche zusammengekehrt. Den Gendarmen war es fast peinlich, weil sie sahen, dass von dem kleinen Feuer keinerlei Gefahr ausging. Aber wegen des Anrufs mussten sie dienstlich werden. Einer zückte sein schwarzes Büchlein und notierte mit dem Bleistift Uhrzeit, Name, Geburtsdatum und Adresse. Die Gebührenrechnung bekam dann Heinz einige Tage später mit der Post zugestellt.

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