Bratheringe

 

 

hering

Die Geschichte hat sich nach dem Krieg in Haader zugetragen. Wie in allen Dörfern waren zu der Zeit Heimatvertriebene untergebracht. Not und Hunger waren an der Tagesordnung. An einem Freitag kaufte eine Bäuerin für ihre Familie beim Kramer Eduard Bratheringe, die sie in eine mitgebrachten Schüssel mit nach Hause nahm. Zum Abschluss goß der Kramer noch einen kräftigen Schöpflöffel Marinade über die Fische. Daheim stand schon die Pfanne mit duftenden Bratkartoffeln auf der Ofenplatte.

Der Kramer hatte eben eine große blaue Blechbüchse mit Heringen geöffnet, deren Aroma sich im Laden verbreitete. Geduldig wartete ein Mann, bis die Bäuerin gezahlt und sich verabschiedet hatte. Er kramte schon die ganze Zeit in seinem Geldbeutel und klaubte die Münzen durcheinander. Schließlich kam er an die Reihe und fragte, was die Heringe kosten. Der Kramer sagte, ein Fuchzgerl das Stück. Der Mann war wieder mit seinen Münzen beschäftigt und fragte schließlich, was die Soße kostet. Die Soße kostet nichts, sagte der Kramer. Erleichtert kam es aus dem Mund des Kunden: "Dann nehm ich Soße."
Die Geschichte wurde immer nur bis zu dieser Stelle erzählt.

Ich habe den Kramer Eduard noch als freundlichen, gutherzigen Menschen kennengelernt und kann mir vorstellen, dass eine Lösung gefunden wurde und der Mann nicht nur mit Soße zu seiner Familie heimgekommen ist.

 

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